Eine Bienennisthilfe für die Heizhausfläche

Zunächst müssen wir eines klarstellen: Insektennisthilfen ersetzen nicht den natürlichen Lebensraum mit den dazugehörigen Nahrungsquellen und Niststellen. Am besten schützt du Wildbienen, indem du ihre natürlichen Lebensräume (z. B. Totholz, freie Sandstellen oder abgestorbene Pflanzenstängel) und ihre Nahrungsquellen (sprich „Un“kräuter) bewahrst. Möchtest du dennoch zusätzliche Niststrukturen schaffen (z. B. weil du Wildbienen leichter beobachten möchtest oder aus pädagogischen Gründen), dann müssen diese und deren Umgebung den natürlichen Lebensräumen der Wildbienen so weit wie möglich entsprechen. Um das zu schaffen, ist es hilfreich, wenn du dich vor dem Bau einer Nisthilfe über die Bedürfnisse von Wildbienen informierst. Das haben wir im Rahmen unseres Projekts ebenfalls getan. Es gibt in Deutschland mehr als 560 Wildbienenarten. In der Nähe der Heizhausfläche im Brandenburgischen Viertel wurden durch Bienenexperten 54 verschiedene Wildbienenarten identifiziert. Davon sind 26 reine Bodennister, 15 oberirdisch in Hohlräumen oder im Boden nistend, 2 in Stängeln nistend, 2 in Morschholz nistend, 1 in Schneckenhäusern nistend sowie 7 Kuckucksbienen und -hummeln.

Weil es uns im Projekt wichtig ist, Wildbienen „sichtbar“ zu machen, also den Fokus der Anwohnenden auf die sonst eher versteckt lebenden Tiere zu lenken, entstand unsere Idee, zusätzliche Bienennisthilfen in existierendes Totholz zu integrieren und außerdem Bodennistmöglichkeiten am Stamm aufzuschütten. Entstanden ist eine Nisthilfe, die sich in die natürliche Umgebung einfügt und die Beobachtung von Wildbienen erleichtern kann. Und natürlich finden die Wildbienen auf der Heizhausfläche genügend Nist- und Futtermaterial in unmittelbarer Umgebung. Denn leider ist es so: Immer wieder sehen wir Nisthilfen inmitten sonst karger, blütenarmer Flächen stehen. So haben die Wildbienen zwar einen Brutplatz, aber weit und breit weder eine Nahrungsquelle für sich noch für ihre Brut. Wenn auch du eine Wildbienennisthilfe aufstellen möchtest, musst du auch sicher stellen, dass die BewohnerInnen Baumaterial und Nahrungsquellen in der Umgebung finden. Gerade in Städten kann das für die Wildbienen eine Herausforderung sein.

Begib dich bei Gelegenheit auf einen „Wildbienenflug“ durch deine Nachbarschaft und schau, wo du als Wildbiene Nahrung finden würdest. Bedenk dabei Folgendes:

  1. Monotone Gärten aus Rasen, Nadelgehölzen, Zierpflanzen und erst recht Schottergärten sind nutzlos für Wildbienen.
  2. Wildbienen benötigen heimische Wildpflanzen und Gehölze oder auch eingebürgerte Heil- und Gewürzkräuter. Idealerweise sollte sich in nicht mehr als 150 m Entfernung der Nisthilfe eine Fläche mit passenden Pflanzen befinden.

Beispiele für heimische Wildpflanzen sind Taubnesseln (Lamium purpureum), Rainfarn (Tanacetum vulgare), Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium), Wilde Möhre (Daucus carota), Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus) oder Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare). Beispiele für eingebürgerte Heil- und Gewürzkräuter sind Salbei (Salvia officinalis), Bohnenkraut (Satureja hortensis), Majoran (Origanum majorana), Lavendel (Lavandula angustifolia), Thymian (Thymus) oder Fenchel (Foeniculum vulgare). Für weitere Informationen zu geeigneten Arten schau mal auf der Webseite „Faszination Wildbienen“ vorbei, z. B. hier: Verbesserung des Nahrungsangebots im Siedlungsraum – Grundlagen.

Was hast du auf deinem Bienenflug durch deine Nachbarschaft gefunden? Blüht es reichhaltig oder ist die Umgebung eher karg? Dann überleg dir, wo du auf deiner Fläche ein Wildblumen- oder Kräuterbeet anlegen kannst. Auch Balkone können mit Wildpflanzen und Kräutern reichhaltig bepflanzt werden. Listen mit heimischen Pflanzen findest du in unseren Informations- und Bildungsmaterialien. Pflanzen oder Saatgut findest du in Gärtnereien, Bioläden oder Baumschulen. Auch online sind Samen zertifiziert heimischer Pflanzen erhältlich. Schau z. B. mal hier: Wildsamen Insel.

Quellen und weiterführende Literatur:

David, W. (2016): Fertig zum Einzug. Nisthilfen für Wildbienen. Darmstadt: pala-verlag.
Eder, A. (2018): Wildbienenhelfer. Wildbienen & Blühpflanzen. Essen: Verlag TiPP 4 GmbH.
Kietsch, U.: (2021): Wildsamen Insel. Online: https://www.wildsamen-insel.de/ (Zugriff am 12.05.2021).
Westrich, P. (2015): Wildbienen. Die anderen Bienen. München: Verlag Dr. Friedrich Pfeil.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer KG.
Westrich, P.: (2021): Faszination Wildbienen. Online: https://www.wildbienen.info/ (Zugriff am 12.05.2021).
Witt, R. (2020): Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten. Jahrzehnte erfolgreich Gärtnern. Naturgarten Verlag.