Biologische Vielfalt für Jugendliche

Auf dieser Seite findest du viele Informationen zur biologischen Vielfalt, was sie für uns Menschen bedeutet, warum sie in Gefahr ist und wie du sie schützen kannst.

Was ist biologische Vielfalt?

Biologische Vielfalt, das sind alle Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen, die gesamte genetische Vielfalt innerhalb der Arten und alle Lebensräume auf unserer Erde. Auf der ganzen Welt leben bis zu 10 Millionen verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Das sind 7,8 Millionen Tiere, fast 300.000 Pflanzen, über 600.000 Pilze, 36.000 tierische Einzeller und 27.000 Algen. In Deutschland kennen wir etwa 48.000 Tierarten, 10.000 Pflanzenarten und 14.000 Pilzarten. Alle diese Tiere und Pflanzen fühlen sich nur in bestimmten Lebensräumen wohl. Lebensräume sind zum Beispiel Wälder, Wiesen, Seen, Flüsse und Meere. Alle Lebewesen und alle Lebensräume sind miteinander verbunden. Sie sind voneinander abhängig. Wenn Tier- und Pflanzenarten oder sogar ganze Lebensräume verschwinden, dann hat das schwerwiegende Folgen. Auch für uns.

Die Vielfalt der Natur ermöglicht „Naturleistungen“, sogenannte „Ökosystemleistungen“, die auch für unser Überleben extrem wichtig sind. Die Natur ernährt uns, sie liefert uns Energie und Rohstoffe für Kleidung, Häuser und Möbel – sogar für Medikamente, die unser Leben retten. Viele verschiedene Insekten bestäuben Bäume und Sträucher, deren Früchte wir essen. Viele verschiedene Pflanzen und Tiere düngen unsere Böden, damit unsere Nahrungsmittel wachsen können. Bäume und Sträucher reinigen unsere Luft. Pflanzen und Bakterien reinigen unsere Trinkwasserquellen.

Viele Arten können sich besser an den Klimawandel anpassen als wenige

Auch die Anpassung an den Klimawandel gelingt der Natur mit einer hohen Vielfalt besser. Manche Arten können sich an Veränderungen ihrer Umgebung gut anpassen, andere sterben aus. Je mehr Arten es gibt, desto höher ist die Chance, dass einzelnen Arten die Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen gelingt.

Nicht nur die Vielfalt zwischen den einzelnen Arten, sondern auch die Vielfalt innerhalb einer Art ist wichtig für ihr Überleben. So gibt es z. B. viele verschiedene Apfelsorten, die mehr oder weniger anfällig für bestimmte Krankheiten sind. Würde weltweit nur eine Apfelsorte angebaut, die dann durch eine Krankheit vernichtet wird, gäbe es keine Äpfel mehr. Wenn wir viele verschiedene Sorten anbauen, erhöht sich die Chance, dass es immer Äpfel geben wird. Deshalb ist die Vielfalt in der Landwirtschaft besonders wichtig, um unsere Lebensmittelversorgung zu sichern.

Sogar verschiedene Lebensräume existieren in gegenseitiger Abhängigkeit voneinander. Zwischen ihnen gibt es immer wieder Übergänge und Verbindungsstreifen, wie Küstenregionen oder Waldränder. Tiere nutzen mehrere Lebensräume, um ihr Überleben zu sichern. So sind Rehe zwar vornehmlich Waldtiere, begeben sich aber zur Nahrungssuche auch auf offene Felder.

Warum ist die biologische Vielfalt bedroht?

Bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Sterben sie aus, sind sie und ihre „Naturleistungen“ für immer von unserer Erde verschwunden. Das passiert beispielsweise, weil die Weltbevölkerung immer weiter wächst. Bis zum Jahr 2050 könnte die Weltbevölkerung auf 10,8 Milliarden Menschen ansteigen. Im Jahr 2020 leben knapp 8 Milliarden Menschen auf der Erde. In Zukunft brauchen wir also immer mehr Platz, um zu wohnen, um unsere Nahrungsmittel anzubauen, um Energie für Strom und Wärme zu gewinnen und Straßen und Verkehrswege zu bauen. Schon jetzt nutzen wir mehr als ein Drittel der weltweiten Landfläche und fast drei Viertel der Süßwasser-Ressourcen für die Erzeugung von pflanzlichen und tierischen Produkten. Für Tiere, Pflanzen und natürliche Lebensräume bleibt in Zukunft immer weniger Platz. So hat beispielsweise die intensive Landwirtschaft schon jetzt zu einem Rückgang zahlreicher „Naturleistungen“ geführt.

Gleichzeitig werden bestehende Naturflächen übernutzt und die biologische Vielfalt dadurch verringert. So führen Überweidung, Zerschneidung von Lebensräumen, der Einsatz von Pestiziden, die Gewässerverschmutzung und eine konventionelle Lebensmittelproduktion zu einer ökologischen Abwertung dieser Naturräume.

Auch die Ansiedlung gebietsfremder Arten in Kombination mit einem fortschreitenden Klimawandel bedroht den Fortbestand der heimischen, biologischen Vielfalt. Zu schnell voranschreitende klimatische Veränderungen erschwert es den Arten, sich anzupassen. Gebietsfremde Arten, z. B. aus wärmeren Zonen, sind bereits an diese Bedingungen angepasst und vermehren sich somit zunehmend auf Kosten der heimischen Pflanzen und Tiere. In Deutschland erleben wir diese Entwicklung am Beispiel des Riesen-Bärenklaus oder des Drüsigen Springkrauts.

Wie kannst du die biologische Vielfalt schützen?

Ob es unsere Ernährung betrifft, unser Konsumverhalten oder die Art und Weise, wie wir unsere Nachbarschaft gestalten, es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, die biologische Vielfalt zu schützen. Hier kann jeder selbst aktiv werden, auch du.

Lebensmittel nicht zu verschwenden ist ein einfacher Schritt, um den Ausbau der Agrarflächen zu reduzieren und somit die biologische Vielfalt zu schützen. Weltweit landet ein Drittel der produzierten Nahrung im Müll. Das sind insgesamt 1,3 Milliarden Tonnen essbare Lebensmittel pro Jahr. Für den Anbau der Nahrung, die auf dem Müll landet, werden knapp 30 Prozent der weltweit verfügbaren Anbauflächen blockiert. Dazu kommt der unnütze Verbrauch von Wasser und Energie. In Deutschland landen rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr im Müll. Das entspricht etwa einem Viertel der Lebensmittel in Deutschland oder 480.000 Sattelschleppern voll mit Lebensmitteln.

Die Bundesfreiwilligen der Stadt Eberswalde bereiten ein gemeinsames Mittag zu.

Weniger Fleischkonsum braucht weniger monotone Futterproduktion

Auch der hohe Fleischkonsum trägt maßgeblich zum Verlust der biologischen Vielfalt bei. Für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch braucht die Landwirtschaft 6,5 Kilogramm Getreide, 36 Kilogramm Raufutter und 15.500 Liter Wasser. Gleichzeitig roden wir jedes Jahr rund 310.000 Hektar Regenwald, um dort unter anderem das Futter für die Tiere anzubauen.

Du kannst die biologische Vielfalt also schon beim Einkaufen und beim Essen schützen. Achte beim Einkauf auf die richtige Menge und die Haltbarkeit der Produkte. Selbst nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sind viele Lebensmittel noch zum Verzehr geeignet. Prüfe deshalb lieber erst, bevor du weg wirfst. Ein reduzierter Fleischkonsum spart außerdem Ressourcen und schützt das Klima.

Schülerinnen und Schüler der Nordendschule bereiten ein Beet für die Aussaat einer Wildblumenwiese vor.

Apropos Ressourcen: Hast du schon mal was von virtuellem Wasser gehört? Das ist das Wasser, das während der gesamten Produktionskette eines bestimmten Produktes verdunstet, verbraucht oder verschmutzt wird. Die gesamte Produktionskette für einen Hamburger braucht zum Beispiel 2.400 Liter Wasser, für eine Tasse Kaffee 130 Liter und für ein T-Shirt sogar 4.100 Liter. Dieses Wasser wird oft dem Naturhaushalt, also beispielsweise dem Grundwasser, entnommen. Ein somit sinkender Grundwasserspiegel hat ökologische, wirtschaftliche und soziale Folgen. Der Wassermangel führt beispielsweise zu Ausfällen in der Landwirtschaft, aber auch zum Austrocknen verschiedener Lebensräume wie Feuchtgebiete und Flussauen. Regionale Produkte, Second-Hand-Ware oder das längere Tragen der eigenen Kleidung sparen also Ressourcen und schützen die biologische Vielfalt.

Dein eigenes Projekt für die biologische Vielfalt

Natürlich kannst du auch selbst Hand anlegen und in deiner Nachbarschaft etwas für die biologische Vielfalt tun. Auf deinem Balkon oder in deinem Garten kannst du Bienenweiden und Insektenparadiese schaffen. Hast du keinen Zugang zu einem Balkon oder Garten, bieten sich alternative Möglichkeiten in deiner Umgebung. Bestimmt gibt es noch Rasenflächen an deiner Schule oder bei deinem Sportverein, die bunt erblühen könnten. Du kannst dich an deine Lehrer und Lehrerinnen, deinen Freizeitverein, aber auch an deine Stadtverwaltung oder deinen Ortsvorstand wenden, wenn du Ideen für öffentliche Plätze hast. Vielleicht gibt es in deinem Ort oder in deiner Region auch Naturschutzinitiativen oder -vereine, an die du dich wenden kannst, wenn du aktiv werden möchtest. Im Bereich „Informations- und Bildungsmaterialien“ dieser Webseite findest du Listen mit heimischen Pflanzen. Hier kannst du dir Inspiration für deine eigene Pflanzaktion holen.

Die Bundesfreiwilligen der Stadt Eberswalde stellen Mitarbeitern der Wohnungsbau- und Hausverwaltungs-GmbH (WHG) ihre Pläne für eine WHG-Projektfläche vor.

Quellen

Bundesamt für Naturschutz (BfN): Biologische Vielfalt und die CBD – Daten und Fakten. Online: https://www.bfn.de/themen/biologische-vielfalt/daten-und-fakten.html#c21967 (Zugriff am 30.06.2020).

Bundeszentrale für politische Bildung, 2017: Wasser – Anteil der jährlichen Frischwasserentnahme an den sich erneuernden Wasserressourcen in Prozent. Online: https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52730/wasserverbrauch. Stand: 2016. Zugriff am 13.05.2020.

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Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 2016: Lebensmittelverschwendung vermeiden heißt Klimafolgen mindern. Online: https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/lebensmittelverschwendung-vermeiden-heisst-klimafolgen-mindern. Stand: 07.04.2016. Zugriff am 13.05.2020.

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